Rede von OB Andreas Hesky für die Fraktion Freie Wähler bei der Kreistagssitzung am 12. Juli 2021 zum TOP 2 „Grundsatzbeschluss zur Realisierung eines Verwaltungsgebäudes auf dem Parkdeck am Alten Postplatz 10 in Waiblingen“

Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Sigel, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

mit dem heute zu fassenden Grundsatzbeschluss können wir Geschichte schreiben und ein Stück weit das Gesicht des Kreises verändern.

Sicher, Verwaltungsgebäude gehören nicht unbedingt zu den ganz populären Gebäuden. Oftmals werden sie belächelt. und manche meinen, Verwaltungen braucht man nicht wirklich. Aber was eine funktionierende Verwaltung Wert ist, zeigt die Bewältigung der Corona-Pandemie. Das, was erreicht wurde, ist auf lokaler Ebene gelungen. Im Zusammenspiel mit den Kommunen, aber vor allem mit dem Gesundheitsamt und einem gut aufgestellten Team im Landratsamt, das Sie, Herr Landrat, geformt und geleitet haben.

Auch die Bürgerschaft erkennt dann die Bedeutung einer funktionierenden Verwaltung, wenn man „auf das Amt muss“. Dann wünscht man sich barrierefreie Zugänge, angenehme Büros und helle belüftete Wartebereiche, freundliche Beschäftigte, eine gute Erreichbarkeit und möglichst alle Ämter und Stellen an einem Ort. All das können wir erreichen. Zentral. Zusammengefasst. Gebündelt, um Synergieeffekte in der Steuerung einer großen Behörde zu erreichen und um noch mehr Kundenfreundlichkeit zu bieten.

Das Gebäude wird sich sehen lassen können. Innen wie außen. Den ökologischen Fußabdruck kann man eher nicht sehen, weil er so gering ausfällt. Meine Fraktion steht zur Beantragung des Gold Standards. Das ist uns etwas Wert, weil Natur und Umwelt unbezahlbar sind. Die immer wieder erhobene Forderung, auf die weitere Versiegelung von Flächen zu verzichten, wird von uns Freien Wählern unterstützt. Wer keine oder weniger Natur in Anspruch nehmen will, muss verdichtet bauen und viel Raum auf wenig Fläche errichten.

Dazu gehört für uns Freie Wähler auch das dritte Untergeschoss der Tiefgarage. Für die Fahrzeuge, die dort stehen werden, ist keine weitere Flächenversiegelung an anderer Stelle nötig. Meine Fraktion ist bekannt dafür, dass wir durchaus mit einem etwas spitzeren Bleistift rechnen. Wer aber meint, für die eigenen Beschäftigten keine PKW-Parkplätze schaffen zu müssen, weil diese „irgendwo anders“ stehen sollen, hat sich – aus unserer Sicht – verrechnet. Auch geht die Rechnung nicht auf, wenn man davon träumt, „irgendwo“ ein Parkhaus zu schaffen. Dafür fehlt der Platz.

Wir sind im Herzen der Stadt Waiblingen. Flächen sind knapp. Freie Parkplätze ebenso, trotz eines guten Angebots an städtischen Tiefgaragenplätzen. Aber die braucht die Innenstadt und der Einzelhandel selbst. Und wäre das wirklich fair, eigene Kreisaufgaben auf Dritte abzudrücken? Es kann doch niemand erwarten, dass die Stadt Waiblingen – bei aller Wertschätzung und Verbundenheit als Kreisstadt – für die Beschäftigten des Landkreises die Parkplätze baut.

Es ist auch nicht realistisch, zu behaupten, dass die Kreisbeschäftigten nicht mit dem Auto zur Arbeit fahren. Ein Teil der Beschäftigten ist auf das Fahrzeug angewiesen. Das zeigen auch die täglich eingehenden Nachfragen von Beschäftigten des Landkreises bei der Stadt nach Dauerstellplätzen. Trotz aller Unterstützung der Verkehrswende halten wir Freien Wähler es für wichtig, die Lebensrealität zu erkennen, in der auch der Individualverkehr seinen Platz hat. Es ist auch nicht verboten, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Umerziehung ist nicht der Politikstil meiner Fraktion. Vielfalt und Freiheit sind unsere Werte, die wir leben. Das zeigt auch unsere geschlossene Unterstützung für die 140 Parkplätze für Fahrräder und den Ausbau des ÖPNVs.

Der Landkreis möchte mit dem neuen Gebäude einen weiteren Baustein legen, um seine Position als attraktiver Arbeitgeber auszubauen. Die rund 250 Beschäftigten im neuen Gebäude werden sich bestimmt wohl fühlen. Im Wettbewerb wurde darauf geachtet, moderne und attraktive Bürowelten zu schaffen.

Für das gute Miteinander von Kreis und Stadt ist meine Fraktion dankbar. Solch ein Projekt in Partnerschaft zu stemmen, ist auch Gold wert.

Wir Freien Wähler werden einstimmig dem Grundsatzbeschluss und dem Bau der Tiefgarage samt drittem Untergeschoss zustimmen.